Was wäre wenn?

Vom obersten Geschoss sieht man die Altstadt und den Stadtwald, das Einkaufszentrum bietet Vollversorgung, Ärzte und viele Dienstleister sind barrierefrei zu erreichen, die Straßenbahn hält vor der Haustür. Eigentlich die ideale Wohnlage- auch die Wohnungen sind  schön- trotzdem gilt das Schwabencenter nicht als gute Adresse in Augsburg. Heruntergekommene Dächer und Fassaden, trostlose Eingangsbereiche und Gänge schrecken ab.

Gut, dass das Einkaufszentrum demnächst saniert wird. Es könnte ein Auftakt für die „Renaissance“ des Schwabencenters sein.

Allerdings- wie soll denn das Leben im Schwabencenter in der Zukunft aussehen? Wir steuern auf die  Energiewende zu, wie können wir uns darauf vorbereiten – was bedeutet eigentlich „gutes Leben in der Energiewende“? (Als Energiewende wird der Übergang von der nicht-nachhaltigen Nutzung von fossilen Energieträgern sowie der Kernenergie zu einer nachhaltigen Energieversorgung mittels erneuerbarer Energien bezeichnet, Wikipedia).

Seit Mai 2018 führt das Büro für Nachhaltigkeit der Stadt Augsburg zusammen mit dem Agendaforum „Lebensraum Schwabencenter“, Transition Town Augsburg und der InterQuality Architekten GmbH das Projekt „Das Schwabencenter in der Energiewende“ durch. Es wird vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit im Programm „Kurze Wege für den Klimaschutz“ gefördert. Hier werden Nachbarschaftsprojekte gefördert, die Bürgerinnen und Bürger dazu motivieren, ihren Alltag klimaschonend und ressourceneffizient zu gestalten.

Seit 2014 gibt es das Forum „Lebensraum Schwabencenter“ schon. Zusammen mit der AWO, die im Haus eine Anlaufstelle für Quartiersentwicklung für Senioren und mehrere Fachberatungen hat, und vielen Aktiven aus dem Schwabencenter und dem umliegenden Quartier betreiben wir das „Wohnzimmer im Schwabencenter“.

Von Anfang an gab es auch die Vision,

das Schwabencenter zu einem Leuchtturmprojekt und Beispiel für nachhaltiges (im Sinne der Zukunftsleitlinien der Stadt Augsburg) und lebendiges Urbanes Wohnen zu verwandeln. Das „Wohnzimmer im Schwabencenter“ ist zu einem Begegnungsort geworden, der mit einem immer breiteren monatlichen Programm gegen Einsamkeit und für gemeinsames Leben und Lernen steht. „Gäste zu Gastgebern machen“ heißt das Motto. Hier werden viele der Zukunftsleitlinien aus dem sozialen, kulturellen und teilweise auch schon aus dem ökologischen Bereich umgesetzt.

Dieser Bereich soll nun im Rahmen des BMU Förderprojektes noch weiter entwickelt werden. Um herauszufinden, was die Bewohnenden des Schwabencenters und des ganzen Quartiers im Hinblick auf die Alltagsbewältigung in der Energiewende interessiert, haben wir hierzu 315 Personen befragt.

Dabei kam uns der „gute Draht“ zum Lehrstuhl für Humangeographie der Universität Augsburg (Prof. Dr. Karin Thieme) zu Gute, die uns schon seit Beginn des Schwabencenter Projektes immer wieder wissenschaftlich begleitet und unterstützt hatte. So wurde die Befragung im Rahmen eines Semesterprojektes durchgeführt. Dabei konnten die Studierenden ihre Methodenkenntnisse und praktischen Felderfahrungen erweitern und uns liegen nun umfangreiche Auswertungen über die Wünsche der Quartiersbewohner*Innen vor. Eine echte „Win-Win“ Situation.

Was also interessiert die Menschen?

Angesichts der Medienpräsenz des Themas „Plastikfreies Leben“ verwundert es nicht, dass es ganz oben auf der Wunschliste steht. Wir haben für alle Themen weitere Auswertungen zum Alter, zum Wohnort und zu unterschiedlichen Lebensstilen gemacht. Auf dieser Basis werden nun ab November spezifische Angebote stattfinden- freuen wir uns auf plastikfreie Weihnachten im Schwabencenter….

Interessant ist auch das Thema Mobilität. Immerhin planen 5% (12) der Befragten in den nächsten zwei Jahren auf Car-Sharing umzusteigen, 15% (36) vielleicht. Das ist ein Anfang.

Schwierig ist es noch mit den Co-Working Spaces. Das liegt sicher auch daran, dass Wenige wissen, was Co-Working Spaces eigentlich sind. (Wikipedia: Co-working, englisch für „zusammen arbeiten“ bzw. koarbeiten oder kollaborativ arbeiten, ist eine Entwicklung im Bereich „neue Arbeitsformen“. Freiberufler, Kreative, kleinere Startups oder digitale Nomaden arbeiten dabei zugleich in meist größeren, offenen Räumen und können auf diese Weise voneinander profitieren. Sie können unabhängig voneinander agieren und in unterschiedlichen Firmen und Projekten aktiv sein, oder auch gemeinsam Projekte verwirklichen und Hilfe sowie neue Mitstreiter finden.) „Coworking Spaces“ stellen Arbeitsplätze und Infrastruktur (Netzwerk, Drucker, Scanner, Fax, Telefon, Beamer, Besprechungsräume) zeitlich befristet zur Verfügung und ermöglichen die Bildung einer Gemeinschaft, welche mittels gemeinsamer Veranstaltungen, Workshops und weiterer Aktivitäten gestärkt werden kann. Dabei bleibt die Nutzung jedoch stets unverbindlich und zeitlich flexibel.)

 

Eigentlich könnte man sich Co-Working Spaces im Schwabencenter gut vorstellen. Die Bewohnenden könnten einen externen Arbeitsplatz mit relativ geringen Fixkosten im gleichen Gebäude nutzen und so Platz in der eigenen Wohnung sparen. Durch die gute Erreichbarkeit wären solche Arbeitsplätze auch für Menschen aus anderen Stadtteilen attraktiv -die Versorgung über das Einkaufszentrum, das Naturschwimmbad im Eiskanal und das Naherholungsgebiet Stadtwald für die Mittagspause eingeschlossen.

Das Herzstück des ganzen Projektes ist aber ein Gemeinschaftsgarten auf den Dächern des Einkaufszentrums. Sie sind so groß wie drei Fußballfelder!!! Dächer sind die neuen Gärten in der Stadt. Und die Dachflächen im Schwabencenter wurden früher schon genutzt und waren begrünt. Es gilt, das Vertrauen der Eigentümer in eine nachhaltige und ansprechende Gestaltung und Bewirtschaftung einer Hochbeetanlage zu gewinnen. Die Anlage muss in der Anfangsphase regelmäßig betreut werden um sicherzustellen, dass die Pflanzen anwachsen. Am Ende des Projekts soll eine Gartengemeinschaft entstanden sein, die die Beete eigenständig betreut und sich selbst damit auch mit Gemüse, Obst und Kräutern versorgen kann.

Bleiben noch die trostlosen Flure und Eingangsbereiche und die heruntergekommenen Fassaden. Was wäre wenn auch hier entscheidende Veränderungen möglich wären? Schönheit liegt im Auge des Betrachters, heißt es- aber gute Gestaltung ist eben auch eine Voraussetzung zum guten Leben, das steht fest.